„Zoom Exhaustion & Fatigue“, also „Zoom-Erschöpfung und -Müdigkeit“ betitelt der Kommunikationswissenschaftler an der Stanford University Jeremy Bailenson seine Studie zum Überdruss an Videokonferenzen. Die 4 Gründe dafür: „intensiver Augenkontakt“, „sich selbst sehen“, „wenig Bewegung“ und „kognitive Belastung“ 1. „Stimmt so nicht“, widerspricht der Online-Präsentationscoach Robert Spengler. Denn die Ursache für die Erschöpfung der Teilnehmenden liegt nicht an der Videokonferenzsoftware, sondern an dem schlampigen Umgang damit. Warum Online Meetings wirklich anstrengen, ermüden oder gar stressen, und was du aktiv dagegen tun kannst, erfährst du hier.

„Hört Ihr mich?“, „Nicola, kannst Du bitte die Stummschaltung aufheben?“ „Nick, Deine Kamera ist noch an, wir sehen ALLE was Du gerade machst“. Danke! Jetzt kanns losgehen. Und zwar mit einem Technik-Check inklusive Feedback und exakten Hinweisen zu Kamera-An- und Mute-Zeiten während der Zoom Konferenz. Dadurch stellst du als Referent oder Host die Ton- und Bildqualität sicher, die bei den Teilnehmenden ankommt. Und übernimmst von der ersten Minute an die Führung. Bei meinen Zoom Meetings fordere ich zur Begrüßung alle auf, die Kamera anzuschalten. Danach gibt es regelmäßige Kamera-Aus-Zeiten.

Genau wie auf einer Live-Bühne hast Du es als Online-Referent in der Hand,

ob dein Publikum von schlechter Ton- und Mikrofonqualität genervt ist

deine Präsentations-Folien gut zu lesen sind

deine Gäste dich gut sehen können – online am besten so gut, dass sie das Gefühl haben, dir gegenüber zu sitzen

Tipp 1:

Achte darauf, dass die Bildqualität durch geringe Bandbreite auf zirka ¼ der ursprünglichen Qualität reduziert sein kann. Die Ursache für schlechte Tonqualität liegt oft am Mikrofon. Manchmal habe ich das Gefühl, so manch ein*e Redner*in spricht in eine Gießkanne, so anstrengend ist es, dem übertragenen Raumhall zuzuhören. Über 50% der Beteiligten der Zoom Fatigue Studie des ibe (Institut für Beschäftigung und Employability) empfinden Zoom Meetings als anstrengend, weil die Tonqualität nicht ausreichend ist2.

Dauernder intensiver Augenkontakt? Findet kaum statt!

Laut der Stanford-Studie empfinden die Befragten es teilweise als belastend, ständig von den großen Gesichtern und Augen der anderen auf dem Bildschirm angestarrt zu werden. Das ist in der Tat neu für viele von uns. Denn in Präsenz-Meetings haben wir uns angewöhnt an unseren Platz zu marschieren, den Laptop aufzuschlagen und irgendwohin zu schauen. Und online? Sind wir gefangen im Blick der anderen? Nein! In der Regel schauen die meisten auch online irgendwohin, oft einfach auf den Bildschirm. Und nicht in die Kamera bzw. die Linse. Nur wenn die Teilnehmenden diesen intensiven Augenkontakt, also den konsequenten Blick in die Linse, praktizieren würden, würde ich das Argument der Stanford University gelten lassen. Und nur wer wirklich zu dem Promilleteil zählt, dem der intensive Augenkontakt mit einem andauernden Fokus auf die Webcam gelingt, dem empfehle ich Entspannung für die Augen. Um generell eine ständige Publikums-Präsenz im Homeoffice deines Publikums zu vermeiden, plane Augenpausenzeiten ein: Erlaube die Kamera auszumachen. Aktiviere, die Kamera wieder anzumachen.

Tipp 2:

Als Moderator oder Referent, also immer, wenn du dein Publikum ansprichst, solltest du Augenkontakt herstellen und in die Linse schauen. Ich weiß, das ist anstrengend. Aber es kommt gut an und du kommst gut rüber!

Wenig Bewegung stresst? Dann sorge für Auszeiten!

Die Kamera bzw. der reduzierte Kameraausschnitt nagelt uns quasi vor dem Bildschirm fest. Dadurch bewegen wir uns zu wenig, so die Studie. Wir kennen das aus eigener Erfahrung: Stehen wir auf, sind Bauch oder Beine zu sehen. Bewegen wir uns weiter weg, nur noch die Raumdeko. Auch dafür sind Augenpausenzeiten eine Lösung: Ist die Kamera aus, können die Teilnehmenden aufstehen, sich bewegen und einfach nur dem Vortrag zuhören. Generell sollten Pausen fester Bestandteil deiner Agenda sein.

Tipp 3:

Plane Pausen fest ein. Laut ibe-Studie vermissen 45% der Befragten Pausen während der virtuellen Meetings und zwischen den Online-Calls. 40% empfinden die Taktung der täglichen Zoom-Meetings als belastend3.

Zu hohe kognitive Belastung? Hat nichts mit Zoom zu tun!

Mimik, Gestik, Körpersprache? Fehlen laut der Stanford-Untersuchung im Zoom Meeting oder seien missverständlich. Ja. ABER auch in einer Präsenz-Veranstaltung können Gesten falsch interpretiert werden. Nicht jeder Referent verfügt über eine ausgeprägte Körpersprache. So kann das Zuhören mit allen Sinnen live genauso anstrengend sein wie online. Gleiches gilt auch für das Lesen von PowerPoint-Folien. Hier geht Qualität ganz eindeutig vor Quantität. Ganz besonders im Online Meeting gilt: Die beste Folie ist keine Folie. Was inhaltlich via Meeting-Tool am Laptop oder Smartphone der Teilnehmenden ankommt, sollte gut zu lesen sein.

Tipp 4:

Verzichte auf überflüssige Informationen. Das gilt für Folien und Vortrag. Achte auf kurzweilige Inhalte, eine lockere Vortragsweise und aktiviere deine Zuhörer*innen durch direkte Fragen, an- und ausschalten der Kameras und Bewegungspausen. Dann bleibt das Online Meeting frisch – und deine Teilnehmenden auch.

Foto: @FreePick

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1Quelle: https://www.golem.de/news/zoom-fatigue-warum-videokonferenzen-uns-so-anstrengen-2102-154505.html
2Quelle: https://www.verknuepfe-dich.de/files/workshops/Workshop%20No%202/Dokumente/IBE-Studie%20Zoom-Fatigue%2016.09.20.pdf, S. 7
3Quelle: https://www.golem.de/news/zoom-fatigue-warum-videokonferenzen-uns-so-anstrengen-2102-154505.html, S. 7