Stichwortzettel als Moderatorenkarten

Stichwortzettel helfen Ihnen dabei, Ihre Reden und Präsentationen sinnvoll zu strukturieren. Vielen Rednern geben sie zudem Halt: Zettel für Zettel bilden sie den roten Faden durch Präsentation und Vortrag. Doch was genau soll auf einem Stichwortzettel stehen? Wie viel Text ist sinnvoll und wann wird der Stichwortzettel zum Hauptdarsteller Ihrer Dramaturgie? Der Kommunikations-Regisseur Robert Spengler gibt wertvolle Tipps, wie Sie sich in Ihrer Rede nicht verzetteln und erklärt, warum Sie „oben ohne“ oftmals besser ankommen.

Stichwortzettel, auch als Moderatorenkarten bekannt, sind klasse! Gerade, wenn ein Vortrag etwas länger dauert, führen uns die meist farbigen DIN Lang-Karten aus dünnem Karton sicher durch Rede, Präsentation oder Moderation. Sie geben uns Orientierung. Toll. Dennoch stolpern viele über die kleinen Helfer. Statt Stichworten stehen ausformulierte Sätze auf mächtigen DIN A4-Blättern. Denn ehe sich so mancher Redner versieht, hat er seinen kompletten Vortrag zu Papier gebracht, in die Notizen oder gar in die sichtbaren Folien des PowerPoint-Programms geschrieben. Ich nenne dies gerne „betreutes Lesen“. Denn was nun passiert ist Folgendes: Sie lesen Ihrem Auditorium Wort für Wort vor, was auf der Leinwand steht. Was das mit einer fesselnden Rede oder einem faszinierenden Vortrag zu tun hat? Nichts.

Denn niemand spricht, wie er schreibt! Kennen Sie eigentlich schon meinen Vortrag „PowerPoint frisst Redner“? Die Thematik passt hervorragend zum Stichwortzettel-Drama. Das Ziel ist das Gleiche: Zuhörer durch Präsenz begeistern!

„Folgen Sie der markierten Route“ – der Stichwortzettel als Navi

Stichwortzettel als Navi

Ein Stichwortzettel ist wie ein Navigator durch Rede und Vortrag. Stichwort für Stichwort führt es Sie von einem markanten Punkt zum nächsten und schließlich ins Ziel. Umwege und Abkürzungen sind erlaubt. Und wenn Sie sich verfahren haben, dann können Sie jederzeit auf Ihrer Vortragsroute „bitte wenden“. Das nächste Kärtchen bringt sie wieder zurück auf die richtige Route. Mehr Sicherheit brauchen Sie nicht. Sie sind der Profi zu Ihrem Thema. Deshalb ist es völlig ausreichend, wenn Sie Ihre Route wirklich nur markieren. Mit einem Stichwort oder einer Überschrift pro Karte. Ausformulierte Sätze rauben Ihnen die Freiheit und Flexibilität, die Sie brauchen, um auf Ihr Publikum eingehen zu können. Ihre Zuhörer zu gewinnen. Sie sind ja nicht zum Vorlesen eingeladen worden, sondern um zu reden: natürlich und persönlich. Als Mensch zu Menschen. Deshalb:

  • Schreiben Sie wenige Worte auf einen Stichwortzettel
  • Format maximal DIN lang
  • Beschreiben Sie Ihre Zettel nur einseitig
  • Nummerieren Sie Ihre Stichwortzettel
  • Holen Sie die Karten nur zur Hilfe, wenn Sie diese wirklich brauchen

Ausnahme: Wichtige Zitate. Besonderen Aussagen verleihen Sie mehr Wucht und Wertschätzung, wenn Sie diese bewusst von einer Karte vorlesen. Mit Augenkontakt zum Publikum und gezielten Pausen.

Keine Angst vor zu wenig Inhalt – mit Ihrem Joker für alle Fälle

„Ich habe Angst, dass mir das Material ausgeht“. Aus dieser Sorge heraus entstehen meist noch mehr Karten oder Folien, mit noch mehr Text und Inhalten. Auch hier gilt: Mut zur Lücke und Ja zum Joker! Bereiten Sie für den Fall, dass Sie wirklich einmal zu viel Zeit übrighaben sollten, ein Thema oder ein Best-Practice-Beispiel zur Veranschaulichung vor. Halten Sie dieses als möglichen Lückenfüller bereit – als Ihren Joker. Damit Sie diesen schnell finden: Weisen Sie einzelnen Themen bestimmte Farben zu:

  • rote Karten: Pflicht
  • blaue Karten: Kür
  • grüne Karte: Joker

Reden mit freien Händen – malen Sie Stich“bild“karten!

„Oben ohne“, also mit freien Händen, können Sie besser gestikulieren oder mit Ihrem Körper sprechen. Wenn Sie dabei trotzdem nicht auf den Halt von Stichwortkarten verzichten wollen: Malen Sie. Referenzen aus den Branchen, in denen Sie tätig waren können Sie als gemalte Skizzen auch aus der Distanz erkennen: Malen Sie ein Flugzeug, ein Auto oder einen Computer – und reden Sie von Ihren Erfolgen in der Aviation-, Automobil- und IT-Branche.

„Sie haben Ihr Ziel erreicht“ – und Menschen gewonnen

Ob beschrieben oder bemalt: Moderatorenkarten sind Rede-Navis. Nicht mehr. Nicht weniger. Sie können sich ganz einfach an ihnen orientieren oder sie als Sicherheitsgurt einfach nur dabeihaben. Ich zum Beispiel habe Stichwortzettel. Aber nie in der Hand. Sie liegen als Notfall-Zettel auf meinem Redner-Pult. Da liegen sie gut. Immer.

So einfach kann Präsentieren sein. Noch mehr Tipps zum erfolgreichen Präsentieren gibt’s hier.

Bildrechte: © Robert Spengler