„Hoffentlich funktioniert die Technik!“ Die meisten Teilnehmer und Gastgeber von Online Meetings fokussieren sich bei Videokonferenzen auf die störungsfreie Funktionalität von Bild und Ton. „Viel zu kurz gedacht“, sagt der Präsentations- und Kommunikationstrainer Robert Spengler. Denn wie bei einem realen Meeting, hängt der Erfolg der Web-Konferenz davon ab, wie stark der Gastgeber präsentiert und wie aufmerksam die Teilnehmenden bei der Sache sind – und bleiben. Diese 5 Tipps helfen dir dabei, via Webcam professionell zu präsentieren und Menschen zu gewinnen.
Weiß oder weichgezeichnet? Der optimale Online Meeting-Hintergrund
Das Meer rauscht sichtbar, die Palmen wehen lasziv im Wind. Vor dieser paradiesischen Kulisse sitze ich in voller Größe mit einem Headset bewaffnet und schieße ein freudiges „Guten Morgen“ durchs Mikro: Das Meeting ist eröffnet. Und die Teilnehmenden sind irritiert. Das war der Plan: Den eher ungeeigneten Hintergrund habe ich bewusst gewählt, um zu demonstrieren, welche Kulisse bei einem professionellen Online Meeting stört und welche die Präsentation unterstützt.
Für einen optimalen Hintergrund im Home-Office ermöglichen einige Web-Konferenz-Plattform Hintergrundfotos und via Greenscreen-Technik sogar das Einspielen von Logos oder Videos. Mich persönlich lenken als Teilnehmer Bewegtbilder und zu viele Farben ab. Oft wirken zudem die Konturen deiner Silhouette ausgefranst. Ähnlich einem unsauber ausgeschnittenen Foto aus der Zeitung. Nutzt du den Weichzeichner, bist du klar und deutlich zu sehen, während alles, was sich hinter dir befindet, leicht verschleiert erscheint. Ich mag den sogenannten Blur-Effekt nicht. Allenfalls wenn der Korb mit Schmutzwäsche im Sichtfeld der Kamera steht.
Tipp 1:
Vermeide, was ablenkt. Inszeniere, was deine Persönlichkeit unterstützt.
Bei großen Präsentationen stehe ich vor einer weißen Wand. Seitlich siehst du als Teilnehmer ein New York-Bild als Hintergrund. Das Motiv zeigt etwas Persönliches, lenkt aber nicht ab. Als Teilnehmer oder im 4-Augen-Video-Chat sitze ich an meinem Schreibtisch. Nur ein Teil meines Bücherregals ist sichtbar.
Mit externer Kamera oder Unterlage: Video-Konferenzen auf Augenhöhe
Ob Desktop-PC mit Webcam oder Laptop mit integrierter Kamera: In der Regel ist die Kamera nicht auf der Höhe deiner Augen. Damit bis du nicht im Blickkontakt mit deinem Gegenüber: Du siehst immer ein wenig nach unten oder oben. Je nachdem, wo deine Kamera ist. Deshalb arbeite ich bei Online Meetings mit einer zusätzlichen externen Kamera. Diese stelle ich mit einem Mini-Stativ mittig auf Augenhöhe vor meinen Bildschirm. So schaue ich meinen Gesprächspartnern während der kompletten Konferenz ganz natürlich in die Augen – und bin mir ihrer Aufmerksamkeit gewiss.
Tipp 2:
Halte Blickkontakt. Damit du die Augenhöhe auf Dauer halten kannst, empfehle ich die Nutzung einer externen Minikamera. Kurzfristig kannst du für den Schau-mir-in-die-Augen-Effekt auch ein Buch oder ähnliches unter deinen Laptop legen. Ich empfehle gerne Kochtöpfe. Damit bekommst du ganz einfach die ideale Höhe und Fläche für das Laptop.
Hell oder dunkel? Die optimale Online Meeting-Lichtsituation
Dein Online-Meeting-Ort ist deine Bühne. Achte deshalb auf die richtige Beleuchtung. Ideal sitzt du vor einem Fenster. Das Tageslicht hellt dein Gesicht auf. Einen guten Effekt erzielst du mithilfe von Videoleuchten.
Tipp 3:
Nutze wann immer möglich Tageslicht. Achte dabei darauf, dass das Tageslicht von vorne kommt. Andernfalls liegt eine Gesichtshälfte im Dunkeln.
Hall oder Headset? Der gute Ton macht die Qualität
Auch wenn Kamera und Lautsprecher bereits in deinen Laptop integriert sind, lohnt sich die Investition in ein Headset. So wandert der Ton direkt ins Mikro und von dort ins Ohr. Eine Rückkoppelung und störende Nebengeräusche werden ausgeblendet. Eigene Lautsprecher unbedingt ausschalten, sonst hallt oder pfeift es unangenehm!
Tipp 4:
Nie mehr ohne Headset. Nicht nur die Audio-Qualität deines Online Meetings wird durch ein Headset deutlich verbessert. Ein klarer, deutlicher Ton sorgt dafür, dass dir die Teilnehmenden leicht folgen können – und dass das Meeting erfolgreich wird.
Präsentieren und aktivieren: stark im Stehen bis zum Schluss-Applaus
Eine besonders starke Präsenz erzielst du im Stehen. Auch Mimik und Gestik kannst du stehend besser einsetzen, als sitzend am Schreibtisch. Positioniere dich vor deinem bewusst gewählten Hintergrund, stelle die Kamera und die Videoleuchte so ein, dass du auch in der Bewegung gut zu sehen bist. Laptop und Unterlagen stehen unsichtbar vor dir auf Notenständern oder kleinen Stehpults: Jetzt bist du bereit für deinen Online-Auftritt!
Tipp 5:
Kleide dich passend zum Business-Kontext. Wenn du im Stehen präsentierst ist natürlich das komplette Business-Outfit gefragt. Im Sitzen sollte der sichtbare Bereich businesstauglich sein. Grundsätzlich gilt: Kleide dich im Online Meeting eventuell eher ein wenig „drunter“, also legerer. Nie „drüber“. Ist beim Live-Meeting Anzug und Krawatte üblich, kannst du in der Videokonferenz auf die Krawatte verzichten – aber nicht auf das Hemd und das Jackett. Ist ein Business-Kostüm oder -Anzug angesagt, darfst du statt der Bluse ein vergleichbar wertiges Shirt tragen – aber nicht im Jogging-Anzug erscheinen.
Natürlich ist die Präsentations-Situation in deinem Büro eine völlig andere, als gemeinsam mit den Teilnehmenden in einem Raum oder vor Publikum auf einer Bühne. Deshalb: Achte darauf, nicht in langatmige Monologe zu verfallen. Lockere dein Online Meeting durch kurze Zwischenfragen auf. Warte die Reaktionen der Teilnehmenden ab. Daumen hoch oder Klatschen als Symbol. „Alles klar“-Nachrichten im Chat. Fasse zum Finale die wichtigsten Inhalte nochmals knackig zusammen, motiviere die Teilnehmenden und sag ihnen, was sie zu tun haben: „Auf geht’s! Kamera kaufen, Headset bestellen, Hintergrund gestalten, Lichtqualität checken.“ Jetzt noch beide Daumen hoch. Und Tschüss.
