Das Verschicken der ersten SMS am 3. Dezember 1992 kann als Vorreiter für die heutige Kommunikation 2017, sprich: der Kommunikation über soziale Medien gesehen werden. Ähnlich wie heute bei Twitter war eine Nachricht auf 160 Zeichen begrenzt. Der Siegeszug dieser neuartigen Kommunikation gipfelte im Jahr 2012, in dem unglaubliche 59 Milliarden SMS in Deutschland verschickt wurden.

Grundsätzlich bin ich ein Befürworter der neuen Kommunikationswege. Das Schneller und Kürzer ist Teil meiner Rhetorikseminare. Facebook im Jahr 2004, Twitter 2006 – 2010 dann Instagram als die kürzeste Form der Kommunikation: Bild + #1 Wort. Das ist aus meiner Sicht die extremste Entwicklung in der Kommunikation. Auch die persönliche Kommunikation hat sich daher verändert – nicht nur zum Negativen. Welche Gefahren diese „verkürzte“ Kommunikation allerdings birgt, zeige ich im Folgenden anhand einer Reihe von Beispielen.

In 140 Zeichen an die Macht – Trump macht‘s vor!

Werfen wir zunächst einen Blick auf das Gezwitscher des selbsternannten „Twitter-Präsidenten“ der USA:

“I call my own shots, largely based on an accumulation of data, and everyone knows it. Some FAKE NEWS media, in order to marginalize, lies!” – Donald J. Trump.

Während die altgedienten Printmedien noch Wert auf gründliche, fundierte Recherche und Berichterstattung legen, macht Herr Trump keinen Hehl daraus, dass seine Meinung nur teilweise auf Fakten beruht. Die Mühe, diese zu analysieren und interpretieren, macht er sich erst gar nicht. Der Verbreitung von Halbwahrheiten sind Tür und Tor geöffnet.

Das Ziel der Kommunikation scheint einzig und allein, von möglichst vielen gehört zu werden und seine Meinung kund zu tun. Noch ein Angriff auf die „FAKE NEWS“, der natürlich nicht weiter erläutert (oder gar durch Fakten gestützt) wird – und fertig ist der perfekte Tweet. Bei aller Abneigung sei aber erwähnt, dass Trump die Sozialen Medien wie kein Zweiter für seinen Wahlkampf und seine politische Meinungsmache zu nützen weiß – Genie und Wahnsinn liegen halt seit jeher nahe beisammen.

Mensch oder Maschine? Wer kommuniziert hier eigentlich?

Die verk(n)appte Kommunikation 2017 lässt viel Spielraum für Interpretationen und führt daher zwangsweise zu Missverständnissen. Zentrale Instrumente der Kommunikation gehen verloren:

  • Facettenreiche Stimme
  • Körpersprache
  • Sympathie
  • Persönliche Präsenz

spielen bei dieser Kommunikationsform keine Rolle. Zum Glück gibt es Emoticons! 🙂

Genau diese Instrumente sind aber für einen starken Auftritt unabdingbar, weshalb sie essentieller Bestandteil unserer Rhetoriktrainings sind. Das Austauschen von Nachrichten verkommt also zu einem maschinellen, teils vollautomatisierten Prozess. Problem dabei ist nur, dass die Akteure eben Menschen und keine Maschinen sind!

In der Kürze liegt die Würze – der Sprachgebrauch in Sozialen Medien

Soziale Medien 2

Schneller, schneller, schneller – dieses Credo hat bereits Einzug in viele Facetten unseres gesellschaftlichen Lebens gehalten. Möglichst knapp, kurz und oberflächlich stellt sich daher auch die moderne Kommunikation dar. Sie ist geprägt von Akronymen und Abkürzungen wie beispielsweise

  • VG (viel Glück)
  • hdl (hab dich lieb)
  • n8 (Nacht)
  • m1 (meins).

Dabei birgt gerade diese beschleunigte Kommunikation die Gefahr von Missverständnissen. Ist es wirklich immer effizienter, 10 Kurznachrichten zu verschicken – bevor alle Klarheiten beseitigt sind?

Zwischenmenschlichkeit bleibt auf der Strecke

Gerade das was zwischenmenschliche Kommunikation so einzigartig macht, nämlich Emotionen und Gefühle, welche sich in Gestik, Mimik und Körperhaltung äußern, bleiben auf der Strecke. Wer kann schon aus irgendeiner digital gearteten Kommunikation auf die Gefühlslage seines Gegenübers schließen – und wollen wir das überhaupt?

Sich hinter einer Maske aus Emoticons oder Emojis zu verstecken, scheint für viele ein probates Mittel. Bleibt in einer Kommunikation, die von Hashtags und @-Zeichen geprägt ist, noch Raum für Empathie und Mitgefühl? Die Antwort auf diese unbequeme Frage bereitet Kopfschmerzen und Magenbeschwerden – und rückt auch bei meinem Kommunikationstraining zunehmend in den Vordergrund.

Suchen Sie doch gerade bei schwierigen Themen mal wieder das persönliche Gespräch mit Kollegen auf dem Gang, im Café oder im Vertrieb! Ein Tweet, eine E-Mail kann nie die Präsenz des Gegenübers ersetzen. Spielen Sie Ihre Stärken, wo immer möglich, im direkten Kontakt aus – und werden Sie so zum Menschengewinner!

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