Handy in Präsentation

Smartphones und Tablets gehören zu unserem Berufsalltag. Dennoch: Ständiges Tippen oder Starren der Teilnehmer auf den Bildschirm stört. „Ein Handyverbot geht gar nicht“, sagt der Präsentationscoach Robert Spengler. Durch eine derart oberlehrerhafte Ansage werde die Störung nur vergrößert. Im schlimmsten Fall droht dem Vortragenden Präsenzverlust. Seine Lösung: Nähe zeigen. Wenn es sein muss, durch Hand auflegen. Wie das in der Praxis funktioniert, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

„Schmeiß Sie raus!“. Diesen Tipp eines Kollegen habe ich nicht befolgt. Jedenfalls nicht ganz so „krass“. Aber etwa 1- bis 2-mal im Jahr schlage ich unaufmerksamen Teilnehmern im 1:1-Gespräch vor, nach Hause oder zurück ins Büro zu gehen: „… da leisten Sie mehr!“.  Meist handelt es sich dabei um „geschickte“ Personen, für die diese Präsentation nicht relevant ist. Kurios: Bislang sind alle geblieben. Der Grund: Ich habe für dieses Gespräch den richtigen Zeitpunkt abgewartet und ihnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegengebracht. Beides habe ich danach zurückbekommen. Bevor ich jedoch das Gespräch mit Störern suche, kommen mein Plan A und B zum Einsatz.

Die Nähe- und Frage-Technik: Plan A und B bei Unaufmerksamkeit

Ich selber gehöre auch zu diesen Ins-Tablet-Starrern bei Vorträgen oder Präsentationen: Weil ich ganz bewusst in mein Tablet schreibe. Handschriftlich notiere ich, was mir wichtig ist, ohne Rücksicht auf Stil und Form. Deshalb achte ich bei meinen Teilnehmern auf die Körperhaltung. So kann ich schnell erkennen, ob jemand aufmerksam mitschreibt oder gelangweilt mit seinem Handy spielt. Habe ich einen Störer „erwischt“, folgt:

Plan A: Ich werde selbst zum Störsender: Hierfür stelle ich mich einfach nur in seine Nähe und spreche dort weiter. Ganz oft reicht dieser eine Schritt an seine Seite, um die Aufmerksamkeit des Störers zu gewinnen.

Genügt meine Nähe nicht, lege ich dem Störer sanft und ganz nebenbei meine Hand auf seine Schulter. Nur ganz kurz. Ohne meinen Vortrag zu unterbrechen. Spätestens jetzt fühlt er sich angesprochen. Und zwar nur er. Das ist mir wichtig. Die Gruppe bekommt von unserer stillen Übereinkunft nichts mit. Er wird nicht bloßgestellt.

Umgang mit Störern

Plan B: Ich stelle dem Nachbarn des Störers eine Frage. Auch hierfür gehe ich zunächst in die Nähe des Handy-Guckers. Mit der Frage richte ich nun meine offene Hand seinem Nachbarn entgegen. Hupps. In der Regel fühlt sich jetzt auch der Störer gefragt. Meine Handreichung in seine Nähe wirkt wie ein Impuls mich anzusehen und mir die gewünschte Aufmerksamkeit zu schenken.

Den eigenen Vortrag hinterfragen: „Bin ich langweilig?“

Ob Plan A, B oder das wertschätzende Vier-Augen-Gespräch: Alle 3 Techniken funktionieren immer. Die Praxis zeigt sogar, dass aus ehemaligen Störern meist konzentrierte Zuhörer und manchmal sogar Fans werden. Das bedeutet aber nicht, dass meine Präsentationen immer und überall super-spannend sind. Natürlich verliere auch ich mich manchmal in der Tiefe eines Themas. Und dann? Ist die Unaufmerksamkeit meiner Teilnehmer ein wertvolles Signal an mich und die Inhalte meiner Präsentation. Denn sind die Teilnehmer gelangweilt, liegt es auch daran, dass gerade keine Funken fliegen. Dann liegt es an mir, die Dramaturgie meiner Präsentation zu verbessern und aus „Störern“ werden wieder aktive Teilnehmer.

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Foto: Austin Distel on Unsplash